Siemens Qualitätssuper 54
Dieses Radio ist ein Empfänger für UKW, Kurz-, Mittel- und
Langwelle, wie er in den 1950'er Jahren gebaut wurde. Das Radio
war bei seiner Ankunft bei mir leicht beschädigt, gelinde gesagt.
Neben dem üblichen Staub, war noch die Aufhängung des Chassis
verzogen und die Feritantenne, inclusive Anschlußdrähte,
abgerissen. Zusätzlich gab es noch einen defekten
Koppelkondensator im NF- Verstärker. Der Empfang auf UKW war gut,
aber auf den AM Wellenbereichen zeigte der ZF-Verstärker starke
Schwingneigung. Die Suche nach defekten Koppelkondensatoren blieb
erfoglos. Es war wie der Spruch der Elektroniker es treffend
beschreibt: "Verstärker schwingen immer, Oszillatoren nie".
Auf einen Abgleichversuch der ZF-Filter habe ich verzichtet. Der
Austausch der ZF-Verstärkerröhre EF 41 brachte Abhilfe.
Subjektiv ist die Empfangsempfindlichkeit nicht schlechter
geworden, obwohl ich vermute, dass die "alte" EF 41
nicht kaputt ist. Vielmehr hat die "Neue" weniger
Verstärkung oder andere Kapazitäten, so dass durch die
verringerte Empfindlichkeit des ZF-Verstärkers, dieser nicht
mehr schwingt.
Zumindest kann man auf UKW alle Sender mit guter Feldstärke
empfangen.
Weitere Bilder des Radios kann man hier sehen
Das eigentlich Besondere an dem Radio ist die Verwendung der
DM 70 als Abstimmanzeigeröhre. Da diese ursprünglich für
Batterieempfänger hergestellt wurde, mussten einige
Schaltungstechnische besonderheiten angewand werden, um diese zu
betreiben. Da die Heizspannung der anderen Röhren 6,3 Volt
beträgt, mussten die 1,4 Volt für die DM 70 separat gewonnen
werden. Die DM 70 ist zwar auch für Heizung mit Wechselstrom
ausgelegt. Die Heizung mit Gleichstrom ist aber günstiger.
Auf dem folgenden Schaltplanausschnitt ist die Schaltung zur
Gewinnung der Heizspannung zu sehen. In Reihe mit dem
Kathodenwiederstand der NF-Endverstärkerröhre EL 41 ist eine
Diode geschaltet. An dieser entsteht ein Spannungsabfall von etwa
1,4 Volt, wenn der Kathodenstrom der EL 41 fliesst. Parallel zur
Diode ist der Heizdraht der DM 70 geschaltet. Das bedeutet, dass
die DM 70 erst geheizt wird, wenn die EL 41 geheizt ist. Dadurch
leuchtet die DM 70 erst, wenn das Radio betriebsbereit ist.
Auf dem folgenden Schaltplanausschnitt ist die
Ansteuerschaltung der DM 70 zu sehen. Die DM 70 zeigt einen
Strich an, der mit steigender negativer Gitterspannung kleiner
wird. Normalerweise bedeutet das, dass der Strich bei starken
Sendern kurz und ohne Signal lang ist. Bei diser Schaltung
verhält sich die DM 70 aber genau umgekehrt. Die Anode ist über
einen Vorwiderstand mit dem Schirmgitter der UKW-Vorstufe EF 80
verbunden. Über einen Spannungsteiler (1MOhm und 30KOhm
Wiederstand) bekommt die DM 70 eine negative Gittervorspannung.
Wenn kein Sender empfangen wird, ist die negative
Gittervorspannung der EF 80 gering. Es fließt ein großer
Schirmgitterstrom, d.h. der Spannungsabfall am Schirmgitter ist
gering und dadurch auch die Anodenspannung der DM 70. Der
angezeigte Strich ist kurz. Wird ein Sender empfangen, so steigt
die negative Vorspannung der EF 80, bedingt durch die
Regelspannung. Der Anoden und Schirmgitterstrom der EF 80 wird
kleiner und dadurch wird auch die Verstärkung der EF 80 kleiner.
Der sinkende Schirmgitterstrom hat einen Anstieg des
Spannungsabfalls am Schirmgitter zur Folge, damit steigt die
Anodenspannung der DM 70. Bei einer höheren Anodenspannung ist
die erforderliche Gitterspannung zum verkürzen des Leuchtstrichs
der DM 70 höher. Das kann man im Datenblatt der DM 70 erkennen,
was man sich hier ansehen kann.
Da die Gittervorspannung der DM 70, zur Verstärkung des Effektes
aber noch verringert wird (Über den 1MOhm Widerstand wird die
Schirmgitterspannung auch an das Gitter der DM 70 herangeführt.
Am 30 KOhm Widerstand fällt bei steigender Schirmgitterspannung
auch eine höhere Spannung ab), wird der Strich länger. Die
Spannung, die am 30 KOhm Widerstand abfällt, ist der
Gittervorspannung der DM 70 entgegengerichtet und dadurch wird
die Gittervorspannung der DM 70 auch geringer. Der Leuchtstrich
der DM 70 wird also länger, wenn die Verstärkung der EF 80, bei
großen Senderfeldstärken, zurückgeregelt wird. Beim Betreiben
der AM Wellenbereiche verstärkt die EF 80 das Eingangssignal
zwar nicht, wird aber trotzdem von der Regelspannung gesteuert,
um die DM 70 anzusteuern.
Leider hat die beschriebene Betriebsart der DM 70 auch einen
kleinen Nachteil. Bei roßen Feldstärken wird, bedingt durch die
steigende Anodenspannung auch das Leuchtbild der DM 70 heller.
Den Schaltplan des Radios kann man durch Anklicken vergrößern