Tarifschaltuhr Landis & Gyr mit Gangreserve
Diese Schaltuhr ist Eine von
verschiedenen Ausführungen von Schaltuhren, die dazu benutzt
wurden, die Zeiten für Tag und Nachtstrom festzulegen. In
Verbindung mit einem Stromzähler, mit zwei Zählwerken, haben
diese Uhren Nachts das Zählwerk des Zählers auf den günstigen
Nachttarif umgeschaltet. Tagsüber wurde wieder auf das Zählwerk
für den Tagtarif umgeschaltet.
So konnten von dem Stromzähler die Kilowattstunden, für den Tag
und Nachttarif, getrennt abgelesen werden. Solche
Zweitarifzähler wurden zur Verbrauchserfassung von elektrischen
Nachtspeicherheizungen eingesetzt. Nachts wurden die Öfen, mit
dem günstigen Nachtstrom aufgeheizt und Tagsüber wurde die
gespeicherte Wärme, mittels eines Gebläses an die Raumluft
abgegeben.
Da die Schaltuhren den
Stromzähler steuerten, durften nur Personen der
Elektritzitätswerke an ihnen Einstellungen vornehmen. Die Uhren
waren verplombt, um Manipulationen zu erkennen.
Deshalb mußten diese Uhren Uhrwerke haben, die möglichst
wartungsfrei sind und über lange Zeit eine ausreichende
Ganggenauigkeit besitzen. Ein Uhrwerk mit Synchronmotor wäre
zwar genau genug, würde aber bei einem Stromausfall stehen
bleiben und bei Wiederkehr der Stromversorgung falsch gehen.
Die ersten Schaltuhren mit Gangreserve bei Stromausfall, waren
mechanische Uhrwerke, mit elektrischem Aufzug. Die Antriebsfeder
wurde aufgezogen, und im aufgezogenen Zustand belassen. Bei einem
Stromausfall lief die Uhr mit der Federkraft weiter, bis dieser
überbrückt war.
Die Genauigkeit eines mechanischen Uhrwerks ist aber nicht so
groß, dass diese längere Zeit betrieben werden können, ohne
das ein Nachstellen erforderlich ist.
Die Verwendung eines mechanischen
Uhrwerks, welches durch einen Synchronmotor mit dem Stromnetz
synchronisiert und aufgezogen wird, war hier die Lösung.
Es gibt einige Bauformen von Uhrwerken, die synchron mit dem
Stromnetz laufen und bei Stromausfall mindestens 24 Stunden von
der Antriebsfeder, mit einer Unruh als Zeitbasis, angetrieben
werden. Die Synchronisation wird bei einer Bauform, mittels einer
elektromagnetischen Kupplung hergestellt. Das Getriebe des
Synchronmotors treibt darüber das mechanische Uhrwerk an. Bei
Stromausfall wird das Getriebe vom Uhrwerk abgekuppelt und das
Uhrwerk läuft mit der Federkraft. Eine weitere Form verwendet
einen Excenter, mit dem eine Schubstange betätigt wird. Diese
versetzt die Halterung der Unruhspirale in periodische Bewegung
und erzwingt dadurch die Synchronität der Schwingungen der Unruh,
mit dem Motorgetriebe. Bei Stromausfall schwingt die Unruh frei,
angetrieben von der Federkraft.
Das Uhrwerk dieser Uhr ist
besonders aufwendig gebaut. Hier sind zwei Getriebe vorhanden.
Das Getriebe des Synchronmotors, welches die Antriebsfeder
aufzieht und das Getriebe des Uhrwerks mit der Unruh als
Zeitbasis. Beide Getriebe treiben über eine Sperrklinke ein
gemeinsames Rad an, was mit dem Minutenrad der Uhr gekoppelt ist.
Laufen beide Getriebe, so treibt das schnellere das Minutenrad an.
Wenn die Uhr am Stromnetz angeschlossen ist, wird die Unruh
mittels eines Hebels, der vom Magnetfeld des Motors betätigt
wird, gesperrt. Das Getriebe des Synchronmotors treibt nun das
Minutenrad an. An der Unruh ist ein Stift angebracht, der in den
Sperrhebel einrastet, so das diese im ausgelenktem Zustand
gehalten wird. Dadurch ist ein sicheres Anlaufen der Unruh, bei
Stromausfall, sichergestellt.
Fällt der Strom aus, geht der Sperrhebel in die Ruhelage zurück
und gibt die Unruh frei. Das Getriebe der Unruh treibt nun das
Minutenrad der Uhr an, da das Getriebe des Synchronmotors still
steht.
Kehrt der Strom wieder, wird die Unruh wieder gesperrt und das
Minutenrad wird vom Synchronmotorgetriebe angetrieben.
Diese strikte Trennung von mechanischem Teil und elektrischem Antrieb wurde vermutlich gewählt, um die Abnutzung der Unruh, Anker und Ankerrad, gering zu halten. Diese Teile werden ja nur bei einem Stromausfall benötigt.
Eine weitere Besonderheit gibt es
noch bei dem Uhrwerk:
An einem Rad des Synchronmotorgetriebes ist eine Feder befestigt,
die alle 30 Minuten den Sperrhebel der Unruh, für etwa eine
Minute, in die Ruhestellung zwingt. Die Unruh läuft an und das
Getriebe der Unruh läuft für etwa eine Minute. Danach wird der
Sperrhebel wieder durch die Feder freigegeben und dieser bewegt
sich in Richtung des Magnetfeldes des Synchronmotors. Die Unruh
ist erneut gesperrt.
Durch diese periodische Freigabe der Unruh wird verhindert, dass
das Öl in den Lagern des Getriebes verharzt. Wenn die Unruh
längere Zeit still stehen würde, wäre ein sicheres Anlaufen
bei Stromausfall nicht gewährleistet.
Wenn man den Sinn dieses
Mechanismus nicht kennt, kann der Umstand, dass die Uhr im
Betrieb in gewissen Abständen mal kurz tickt, schon irritierend
wirken.
Zumindest ging mir das mal als Jugendlicher so. Ich war sehr
verwundert, als ich einmal so eine Uhr sah, die plötzlich anfing
zu ticken und dann scheinbar wieder stehen blieb.
Die Gangreserve der Uhr beträgt 36 Stunden. Der Aufzug der entspannten Feder dauert 17 Stunden. Die Feder kann auch, mittels eines Kreuzschlitzschraubendrehers, von Hand, aufgezogen werden. Es sind zwei Schaltscheiben vorhanden, die zwei unabhängige Schalter betätigen.
Weitere Bilder des Uhrwerks kann man hier sehen.