TTL Quarzuhr mit Synchronisierung per Funksignal
Diese Uhr ist das erste größere Selbstbauprojekt, welches in der Endphase meiner Schulzeit fertiggestellt wurde.
Anfangs kam ich in den Besitz von zwei mechanischen
Tochteruhrwerken, die ich in Betrieb setzen wollte. Das kleinere
von Beiden ist die Analoganzeige der Uhr.
Das Uhrwerk wird mit Minutenimpulsen wechselnder Polarität
betrieben. Erste Überlegungen, die Steuerung mittels eines
elektrischen Uhrwerks vorzunehmen hatte ich verworfen, da der
Wechsel der Polarität bei jedem folgenden Minutenimpuls ein
Problem darstellte, was ich damals noch nicht lösen konnte.
Ein paar Jahre später war ich soweit, den Antrieb elektronisch
zu realisieren.
So baute ich zuerst nur eine Zeitbasis mit einem 10 MHz Quarz
und einen Sekundenzähler. Das war die erste Ausbaustufe der Uhr.
Die Zähler und Logikbausteine sind TTL Schaltkreise und die
Sekundenanzeige ist ein Siebensegment Gasentladungsdisplay mit
Neongasfüllung (Leuchtdiodenanzeigen erschienen mir zu
gewöhnlich).
Wie bei selbstgebauten Schaltungen mit TTL Schaltkreisen üblich,
gab es Beeinflussungen duch Störimpulse aus dem Stromnetz. Wenn
jemand das Licht einschaltete, rückte die Analoganzeige eine
Minute voran, was extrem hinderlich war. Aber auch das Problem
wurde durch herumprobieren schließlich gelöst.
Die zweite Ausbaustufe wurde in Angriff genommen, als ich
über einen Elektronikversand in den Besitz von relativ großen
Floureszenzanzeigeröhren kam. Da mich Röhren schon immer
faszinierten, mußte ich diese auch in Betrieb nehmen. Vier
Anzeigeröhren bilden die Digitalanzeige von Stunden und Minuten.
Die Digitalanzeige ist auch vollständig mit TTL Schaltkreisen
aufgebaut.
Die dritte Ausbaustufe war der Einbau einer Stromausfallanzeige. Diese relativ einfache Schaltung signalisiert mit einer duo LED einen Stromausfall und damit die erforderliche Korrektur der Anzeige. Rotes Blinken signalisiert eine falsche Uhrzeit der Analoganzeige, grünes Blinken der Digitalanzeige. Da bei einem Stromausfall beide Anzeigen falsch anzeigen, blinkt die LED abwechselnd rot und grün. Zusätzlich blinken noch die Sekundenanzeige und die Digitalanzeige, sollten diese noch nicht neu eingestellt worden sein. Ein Stromausfall ist durch dieses penetrante Blinken nicht zu übersehen.
Die vierte Ausbaustufe war der Einbau eines DCF 77 Empfängers,
dessen Signal von einer einfachen Logigschaltung ausgewertet wird.
Es wird die Zeit 00:00 festgestellt und zu diesem Zeitpunkt ein
Impuls ausgegeben, der die Quarzuhr synchronisiert, also zurück
auf 00:00 setzt.
Diese Schaltung wurde mal in einer Elektronikzeitschrift
veröffentlicht und wurde dort sinniger Weise "Mitternachtsdetektor"
genannt.
Bei zuverlässigem Empfang erübrigt sich das Stellen der Uhr.
Das ist auch deswegen sinvoll gewesen, da die Verwendung eines
Standartquarzes doch noch eine Gangabweichung von ein bis zwei
Sekunden am Tag zur Folge hatte.
Nach einem Stromausfall wird, nach erfolgreicher Synchronisation,
zusätzlich die Stromausfallanzeige für die Digitalanzeigen
gelöscht.
Leider muß die Neueinstellung und Umstellung des analogen
Uhrwerks von Sommer auf Winterzeit und umgekehrt, von Hand
durchgeführt werden. Eine mit TTL Schaltkreisen realisierte
Schaltung, die sich den Stand der Zeiger "merkt" und
bei Bedarf neu einstellt, wäre zu aufwendig geworden. Heutzutage
gibt es das allerdings in jeder besseren Armbanduhr mit Zeigern.
Zum Schluß war noch der Aufbau eines vernünftigen Netzteils
erforderlich gewesen. Dafür habe ich mir einen Transformator
wickeln lassen, der großzügig dimensioniert ist. Der
ursprüngliche Transformator (aus irgend einem ausgeschlachteten
elektronischen Gerät) hatte keine lange Lebensdauer.
Zusätzlich war noch ein großer Kühlkörper für den 5 V
Spannungsregler erforderlich, was bei einem Strom von fast 2 A,
mit dem dieser belastet wird, natürlich einiges an Verlustwärme
zur Folge hat.
Das äußere Erscheinungsbild und die unsymetrische Beschriftung lassen wider auf meine damals nicht so ausgeprägten Fähigkeiten, vernünftige Gehäuse zu bauen und zu Beschriften. Na ja, Hauptsache es funktioniert war meine damalige Einstellung.
Einige Schaltpläne der Entwürfe:
Der handgezeichnete Schaltplan hing früher neben der Uhr und
ist deshalb so ausgebleicht, dass man kaum noch etwas erkennen
oder einscannen kann.
Deshalb kann ich hier nur einige erhaltene Teilentwürfe zeigen:
Netzteil
Stromausfallanzeige
Entwurf der ersten Ausbaustufe
Restauration der Digitalanzeige und Verbesserung der Nebenuhrsteuerung:
Leider sind die Floureszenzanzeigeröhren der Digitalanzeige
nach fast 20 Jahren Dauerbetrieb mit zu großzügig
dimensionierter Anoden und Heizspannung schon ziemlich verbraucht
und leuchten kaum noch. Das Austauschen ist war wohl wieder eine
Aufgabe für lange einsame Winterabende und ich habe das lange
vor mir hergeschoben!
Kürzlich habe ich das Projekt dann endlich in Angriff genommen
und zusätzlich die Steuerung der Analoganzeige und der Tochter-
bzw. Nebenuhrwerke verbessert.
Beim Austausch der Anzeigeröhren mussten auch Maßnahmen
durchgeführt werden, um deren Lebensdauer zu verlängern.
Die Anodenspannung musste reduziert werden. Zusätzlich mussten
die Heizwiderstände ausgetauscht werden. Die verwendeten
Widerstände haben durch Wärmeeinwirkung Ihren Widerstandswert
reduziert. Einer der 39 Ohm Widerstände hatte sogar nur noch 18
Ohm, was sich schädlich auf den Heizdraht der Anzeigeröhre
ausgewirkt hat. Da ich keine Daten von den Röhren besitze hatte
ich damals die Heizspannung aufgrund der Intensität des Glühens
der Heizdrähte gewählt. Die damalige Heizspannung von 1,2 Volt
habe ich nun auf 0,8 Volt verringert. Die Heizdrähte glühen
dabei so schwach, dass dies wohl die richtige Heizspannung zu
sein scheint. Vorher hatte ich den Eindruck, dass diese wohl zu
hell glühen, also "überheizt" sind.
Die neuen Widerstände haben einen Wert von 50 Ohm und sind mit
einem Watt ausreichend bemessen. Sicherlich wäre eine
Reihenschaltung der Heizfäden, mit einem Widerstand, eleganter
gewesen, um diese an 5 Volt zu betreiben, aber das hatte damals
bei der Entwicklung wohl nicht so funktioniert. Die Röhre am
positiven Ende der Heizspannung hätte etwas dunkler angezeigt,
als die am negativen Ende. Die Schaltungstricks um das
auszugleichen waren mir damals noch nicht bekannt.
Die Anodenspannung wird mit einer Schaltung eingestellt, die sich
auf der neuen Platine der Steuerung der Analoganzeige befindet.
Mit einem Potentiometer lässt sich die Spannung einstellen, die
im Moment 9 Volt beträgt. Die Anzeigeröhren sind dabei
ausreichend hell und halten nun hoffentlich länger als die Alten.
Auf den Bildern kann man den Zustand vor und nach dem Austausch der Anzeigeröhren sehen.
Den zweiten Teil des Projektes kann man nicht äußerlich
erkennen. Die Ansteuerung des analogen Uhrwerks wurde durch
Transistoren vorgenommen, welche zwar Spannungsfest waren, aber
nicht für größere Leistungen bemessen. Die Spannungsfestigkeit
war notwendig, da ich noch keine Möglichkeit kannte, den
Spannungsstoß des analogen Uhrwerks beim Minutenwechsel zu
begrenzen. Da durch die erste Schaltung beim Minutenwechsel nur
die Spannung an den Nebenuhren umgepolt wurde, floss ständig
Strom, was die Transistoren zusätzlich belastete. Deshalb war es
auch nur möglich eine begrenzte Anzahl von Nebenuhren an die
Schaltung anzuschließen.
Hier ist die Schaltung der neuen Nebenuhransteuerung zu sehen (Durch Anklicken lässt sich der Schaltplan vergrößern)
Durch einen Spannungsregler wird die ungeregelte
Spannung aus dem Netzteil auf 24 Volt stabilisiert. Mittels eines
Potis und zwei Transistoren wird die einstellbare Spannung zum
Betrieb der Anzeigeröhren erzeugt. Die Transistoren, welche die
Nebenuhren ansteuern, sind Darlingtonleistungstransistoren die
speziell für Schaltanwendungen hergestellt werden. Diese
befinden sich auf einem Kühlkörper. Zusätzliche Freilaufdioden
schließen Spannungsspitzen zwischen Kollektor und Emitter kurz.
Ein spannungsabhängiger Widerstand begrenzt die Spannungsstöße
der Nebenuhrwerke, die beim Abschalten der Minutenimpulse
entstehen. Zusätzlich sind noch zwei Sicherungen vorhanden,
falls es auf der Nebenuhrleitung einen Kurzschluss gibt, oder
dort unbeabsichtigt eine Spannung anliegt.
Ein monostabiler Multivibrator wird mit dem Minutenimpuls
gestartet und gibt die Steuersignale für die Transistoren über
zwei NOR Gatter frei. Nach etwa zwei Sekunden werden die
Steuersignale wieder gesperrt und die Nebenuhrwerke sind stromlos.
Der Polaritätswechsel wird mit einem Steuersignal, welches beim
Beginn der neuen Minute den logischen Zustand wechselt,
eingeleitet. Am Ausgang der Schaltung werden also Minutenimpulse,
von zwei Sekunden Dauer, mit wechselnder Polarität erzeugt. Dies
entspricht auch der Ansteuerungsart von Nebenuhren bei
kommerziellen Uhrenanlagen.
Von der Uhr werden zur Zeit zwei Nebenuhren, in der Küche und im
Bad, gesteuert.
Hier noch einige Videos
Weitere Bilder der Uhr und der Baugruppen kann man hier sehen