Sekundennebenuhrsteuerung
Lange Zeit war ich schon im Besitz einer kleinen Klappzahlennebenuhr mit separatem Sekundenzeiger. Da meine selbstgebaute TTL Quarzuhr mit Synchronisierung per Funksignal, die auch als Hauptuhr für meine Nebenuhren dient, nur einen Minutenimpuls ausgibt, konnte ich den Sekundenzeiger bisher nicht ansteuern. Er lief immer als "Minutenzeiger ohne Stundenzeiger" mit.
Ein Umbau der Hauptuhr, dass diese auch Sekundenimpulse
ausgibt, war mir zu aufwändig. Zumal ich diesen noch über ein
Kabel in den Raum der Nebenuhr bringen musste.
Da hatte ich die Idee, eine Zusatzschaltung zu entwickeln, die
ähnlich wie bei den Bahnhofsuhren mit schleichendem
Sekundenzeiger arbeiten würde. Der Sekundenzeiger läuft etwas
schneller und bleibt in der 58'ten Sekunde auf Null stehen. Beim
nächsten Minutenimpuls, der am Klappzahlenuhrwerk anliegt,
läuft er wieder weiter.
Nachdem ich einige Überlegungen angestellt hatte, die Schaltung mit TTL Bausteinen zu realisieren, kam mir der Gedanke, mich mit neuen Microkcontrollern zu befassen. Eine Recherche im Internet zeigte mir, was so alles möglich ist. Zudem gefiel mir die Vorstellung, den Microkcontroller über eine Schnittstelle zu programmieren, ohne ihn aus der Schaltung herauszunehmen. Das lästige Programmieren eines EPROMs würde entfallen. Dazu kam noch, dass man Heute nicht mehr in Maschinensprache programmiert, was das Schreiben eines Programms vereinfachen würde.
Ich entschied mich für den ATmega8 als Microcontroller. Zum Programmieren habe ich mir einen Programmieradapter gekauft und die Testversion von BASCOM-AVR auf dem PC installiert. Dieses Programm arbeitet mit einem speziellen BASIC als Programmiersprache. Der Quellcode wird in Maschinensprache übersetzt und kann in den Programmspeicher des ATmega geschrieben werden.
Nach dem Studieren von Beispielprogrammen und ein
paar "how to do" Texten konnte ich den ATmega dazu
bringen eine Leuchtdiode blinken zu lassen.
Die Schaltung habe ich zuerst auf einem Experimentierbrett
aufgebaut.
Zuerst habe ich ein Programm geschrieben,was den Zeiger einer
mechanischen Nebenuhr mit schleichendem Sekundenzeiger nachbildet.
Dann kam mir der Gedanke, den Sekundenzähler mit der richtigen
Geschwindigkeit laufen zu lassen. Dieser ist ja nicht mechanisch,
sondern Bestandteil des Programms. So kann er in der letzten
Sekunde durch den Minutenimpuls wieder auf Null gesetzt werden,
für den Fall, dass er etwas zu langsam läuft. Für den Fall,
dass er zu schnell läuft, wartet er beim Zählerstand Null auf
den Minutenimpuls.
Die erste Version der Schaltung steuert den
Sekundenzeiger, über vier Darlingtontransistoren, mit
polwechselnden 24 Volt Sekundenimpulsen an. Der polwechselnde
Minutenimpuls, der an der Klappzahlennebenuhr anliegt, wird über
einen Gleichrichter einem Optokoppler zugeführt. Der Ausgang des
Optokopplers geht über einen Schalttransistor an einen
Eingangsport des ATmega8. Der Schalttransistor steuert eine blaue
Leuchtdiode an, die für die Dauer des Minutenimpulses leuchtet.
Es gab ein Erfolgserlebnis. Der Sekundenzeiger bewegt sich, als
ob der von Sekundnimpulsen der Hauptuhr angesteuert werden würde.
Wenn er auf die Nullstellung springt, klappt die Minute der
Klappzahlenuhr um.
Nun musste als optische Spielerei noch ein Display realisiert werden, was den Stand des internen Sekundenzählers anzeigt.
Dieses habe ich erst mal mit einem LED Display
für Taschenrechner realisiert. Dieses wird im Multiplexbetrieb
angesteuert, was sich durch das Programm realisieren lässt.
Als nächstes wollte ich eines meiner Panaplex-Displays als
Sekundenanzeige verwenden. Diese funktionieren wie Nixie Röhren,
sind aber sieben Segment Anzeigen. Die Anoden sind für jede
Ziffer eine dünne Metallschicht auf dem Frontglas und die
Kathoden sind Metallstege auf dem Glasboden. Die Betriebsspannung
von 170 Volt habe ich mit einem Spannungswandler realisiert.
Dieser erzeugt die Spannung aus 12 Volt Gleichspannung. So konnte
die Schaltung weiterhin mit einer Betriebsspannung betrieben
werden. Es genügt ein 24 Volt Steckernetzteil. Die 12 Volt für
den Spannungswandler und die 5 Volt für den ATmega8 werden von
Spannungsreglern erzeugt.
Auf dem nächsten Bild ist die Displayplatine zu sehen.
Hier die Schaltung mit der fertig bestückten Displayplatine. Die Kathoden des Displays werden von Treibertransistoren MPSA 42 angesteuert. Die Anoden über zwei MPSA 92, mit je einem MPSA 42 als Inverter. Mit diesen, für die hohe Spannung geeigneten, Transistoren kann man alle Gasentladungsdisplays und Glimmlampen ansteuern.
Nun ruhte das Projekt eine ganze Weile. Es musste
wine Entscheidung getroffen werden, wie die Platine für die
Microcontrollerschaltung mit dem Spannungswandler zu realisieren
ist.
Lochrasterplatine, eine von Hand gezeichnete Platine, oder ganz
Zeitgemäß eine mit einem Platinenlayoutprogramm erstellte
Platine.
Zu Letzterem habe ich mich durchgerungen und mir das Programm
Sprintlayout gekauft.
Nun kam die Frage, ob ich die Platine selber
ätzen soll, oder anfertigen lasse. Meine Erfahrung mit dem
Belichten, entwickeln und Ätzen von Fotopositiv beschichteten
Platinen liegt Jahrzehnte zurück.
Ich habe dann das Toner Direkt Verfahren entdeckt, was eine
weniger aufwändige alternative zum phototechnischen Verfahren
ist. der Platinenentwurf wird mit einem Laserdrucker auf ein
nicht saugfähiges Papier aufgedruckt. Dazu eignet sich eine
Katalogseite. Die bedruckte Seite wird auf der Platine fixiert
und mit einem Bügeleisen wird der Platinenentwurf auf die
Platine übertragen. Es braucht ein paar Versuche, bis man die
richtige Dauer und den Druck herausgefunden hat.
Dannach wird das Papier in einem Wasserbad entfernt. Der Toner bleibt auf der Platine haften und bildet das Ätzresist. Dieser Schritt ist etwas kniffelig, aber es geht. Man muss vorsichtig das Papier entfernen, ohne dass sich der Toner von der Platine löst. Mit einem Edding kann man schadhafte Stellen nachzeichnen. So sieht die Platine vor dem Ätzen aus.
Das ist dann das Ergebnis. Ein paar kleine Schönheitsfehler bleiben und müssen behoben werden. Zum Beispiel Leiterbahnen die sich berühren trennen und Unterbrechungen nachlöten. Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Hier ist dann die fertig bestückte Platine zu sehen. Die Darlingtontransistoren und Spannungsregler sind mit Kühlkörpern versehen. Die Displayplatine ist mit einem Steckverbinder an der Microcontrollerplatine angeschlossen.
Nun fehlte "nur" noch ein passendes Gehäuse mit Steckverbindern für die Stromversorgung und die Signale.
Dank der Verwendung eines Platinenlayoutprogramms
konnte ich noch weitere Platinen herstellen. Eine Platine habe
ich für Jemanden hergestellt, der die Schaltung mit Nixie
Röhren als Display aufbauen wollte. Um die Steuerplatine ohne
Änderungen weiter benutzen zu können, war ein Konzept einer
passenden Displayplatine nötig. Eine gängige Lösung wäre die
Verwendung von Schieberegistern, mit Treibertransistoren an den
Ausgängen. Man bräuchte nur wenige Ports des ATmega8, um die
Informationen seriell in die Schieberegister zu schreiben.
Der Nachteil wäre ein höherer Programmieraufwand. Ich hatte
daher die Idee die TTL IC's 74141 zu verwenden, die man noch
bekommen kann. Diese sind BCD zu Dezimal Decoder mit eingebauten
Treibern für je eine Nixie Röhre. Am Displayausgabeport des
ATmega8 müsste nun, statt der Siebensegmentmuster im
Multiplexbetrieb, die Sekunden Zehner und Einer als statische
Binärzahlen ausgegeben werden. Die beiden Ausgänge für die
Auswahl der Ziffer im Multiplexbetrieb werden für die
Dezimalpunkte der Nixieröhren benutzt.
Schaltplan des Gerätes
Hier noch ein Video in dem die Versionen der Schaltung vom Versuchsaufbau, bis zum fertigen Gerät, zu sehen sind
Inzwischen ist die Schaltung mit Nixie Röhren
als Display fertig geworden. Als Gehäuse für das zweite Gerät
wollte ich dieses Mal kein Standartgehäuse nehmen. Meine
Vorstellung war ein Pexiglasgehäuse, was speziell dafür
angefertigt werden sollte.
Das Gehäuse hat mir Jemand gebaut, der Zugang zu entsprechenden
Geräten zur Fertigung hat.
Als Nixie Röhren habe ich russische IN-12 A benutzt. Die Dezimalpunkte werden von russischen Glimmlampen INS-1 gebildet.
Hier der Aufbau des Gerätes mit Displayplatine und Nixie Röhren.
Hier die Schaltung zur Ansteuerung des Displays, die ich auf einer Lochrasterplatine aufgebaut habe. Neben den zwei BCD zu Dezimal Decodern sind noch zwei Transistoren MPSA 42, zur Ansteuerung der Glimmlampen, vorhanden.
Schaltplan der Anzeigeplatine
Nun musste Alles "nur " noch in das Gehäuse eingebaut werden.
Die Komponenten wurden mit Abstandsbolzen auf dem Boden des Gehäuses befestigt. Die Glimmlampen und Leuchtdioden sind auf ein Stück Lochrasterplatine gelötet und dann auch auf Abstandsbolzen geschraubt.
Hier noch Nahaufnahmen vom Display und der Hauptplatine, wo die Befestigung deutlich zu sehen ist.
Zum Schluß noch ein Video von dem zweiten Gerät, vom ersten Aufbau bis zum Einbau in das Gehäuse